Ich frage mich immer was andere von mir denken
Wieso haben sie so geschaut als ich das gesagt habe? Hab ich sie vielleicht verärgert? Sind sie jetzt sauer auf mich? Wieso lächelt niemand zurück???
Kommen dir solche Gedanken bekannt vor? Dieser Stressmodus, der einsetzt, wenn du einen schiefen Blick auffängst, den du nicht sofort deuten kannst. Und schon geht das Gedankenkarussel los und du fragst dich, was du falsch gemacht hast. Vielleicht kannst du das sogar tagelang nicht loslassen.
Eigentlich stehst du mitten im Leben und hast einiges erreicht. Trotzdem erwischst du dich immer wieder dabei dir Gedanken zu machen, was andere über dich denken. Vielleicht wirkst du sogar recht selbstbewusst und man merkt es dir auch gar nicht an, aber unbewusst achtest du stets darauf nicht unangenehm aufzufallen.
Dadurch stehst du dir selbst im Weg.
Ich kenne das gut und weiß auch, dass es unmöglich ist seine volle Größe zu leben, wenn eine Stimme im Kopf einen immer wieder davor zurück hält dieses oder jenes zu tun aus Angst anderen nicht zu gefallen.
Wenn du dir häufig Gedanken darüber machst, was andere von dir denken, bist du nicht frei – egal wie frei du im Außen zu sein scheinst. Wenn du dich immer fragst, was andere über dich denken, lässt du nämlich jemand anderen die Entscheidungen in deinem Leben treffen. Statt deine tiefsten Wünsche zu leben, wird daraus schnell ein Leben im Mittelmaß, weil du versuchst den größten gemeinsamen Nenner zu finden und es möglichst allen recht zu machen.
So gehst du entgegen deinem inneren Kern und stellst deine eigenen Wünsche hinter die deiner Mitmenschen.
Mit diesem Thema bist du nicht allein. Insbesondere wir Frauen werden in der Regel dazu erzogen gefallen zu müssen, während Männer lernen sich durchzusetzen.
Die meisten meiner Kundinnen haben damit zu kämpfen die Meinung anderer einfach als Meinung stehen zu lassen und ihrer eigenen inneren Stimme zu folgen. Werden sie kritisiert, sitzt das in der Regel tief und das Gesagte beschäftigt sie teilweise noch mehrere Tage.
In einer 1 on 1 Coachingsitzung ging es beispielsweise darum eine Entscheidung zu treffen. Meine Kundin machte ihren Job sehr ungern, zwang sich aber dazu, ihn trotzdem durchzuziehen. Der Widerstand, mit dem sie tagtäglich zu kämpfen hatte, raubte ihr viel Energie und sie fragte sich, was sie tun sollte.
Während der Sitzung kamen wir dahinter, dass der eigentliche Grund, warum sie den Job nicht verlässt der ist, dass sie Angst hat, ihre Chefin würde schlecht von ihr denken. Damit hat sie die Meinung ihrer Chefin über ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse gestellt. Sie hatte also unbewusst entschieden, dass die Meinung ihrer Chefin wichtiger als ihre eigene ist und den Job gemacht, nur um ihr zu gefallen.
Es gibt viele Gründe in einem Job zu bleiben aber die Meinung deines Vorgesetzten über dich sollte keiner davon sein.
Warum habe ich Angst was andere von mir denken?
Wir haben so ein starkes Bedürfnis danach, gemocht zu werden, dass wir viele Dinge in Kauf nehmen, bloß um nicht in Gefahr zu geraten Ablehnung zu erfahren. Tief in uns drin haben wir abgespeichert, dass Ablehnung gleich Tod ist. Als Baby war genau das nämlich der Fall. Wenn unsere Eltern uns nicht gemocht hätten, hätten sie uns vielleicht irgendwo ausgesetzt. Und das hätte den sicheren Tod für uns bedeutet. Daher ist eine der allerersten Überlebensstrategien, die wir entwickelt haben, „alles tun, um gemocht werden“. Zu „pleasen“ sitzt deshalb so unglaublich tief in unserem System.
Als Baby bestand deine einzige Chance darin so niedlich und liebreizend zu sein, dass andere freiwillig Zeit und Arbeit für dich aufwenden, um dich am Leben zu halten.
Liebenswert zu sein war also deine wichtigste Ressource und so sitzt dieser Überlebensmechanismus besonders tief. Daher fühlt es also manchmal so an als könnten wir nicht weiterleben, wenn andere uns nicht mögen. Teilweise werden dabei sogar ähnlich viele Stresshormone ausgeschüttet wie in lebensbedrohlichen Situationen.
Warum wollen wir anderen gefallen
Auch im Erwachsenenalter gehört die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft zu einem unserer Grundbedürfnisse. Das Leben ist so viel einfacher, wenn wir in schwierigen Zeiten auf Hilfe von anderen zählen können.
Wenn du „gefallen wollen“ als das siehst was es ist – eine Überlebensstrategie – kann der innere Kampf aufhören. Statt dich selbst dafür zu verurteilen, dass du anderen gefallen willst, kannst du realisieren, dass du diese Überlebensstrategie nicht mehr benötigst und sie dir beim Erreichen deiner Herzensziele hinderlich ist. Denn wir wollen nicht bloß überleben. Wir wollen unsere tiefsten Herzenswünsche ausleben und das geht nicht, wenn du allen gefallen willst.
Mach dir bewusst, dass es diesen Teil in dir gibt, der die Aufgabe hat dein Überleben und die Zugehörigkeit zur Gesellschaft zu sichern. Wenn du auf ihn hörst, wirst du auch genau das erreichen: Du überlebst und bist angepasst. Deine Herzenswünsche erfüllst du so nicht. Das interessiert diesen inneren Anteil aber nicht. Er hat einen Job und den gilt es zu erfüllen. Und insbesondere, wenn du etwas Neues ausprobieren willst, wird er sich einschalten – schließlich weißt du ja noch nicht, wie andere das finden. Du hast es schließlich noch nie gemacht. Nur, wenn du bei deinen gewohnten Verhaltensweisen bleibst, ist garantiert, dass du weiterhin nicht aus der Gruppe ausgestoßen wirst.
Aufhören anderen gefallen zu wollen
Anderen gefallen zu wollen ist also ganz natürlich und macht dich nicht weniger wertvoll. Auch wenn es insbesondere in den Social Media Trend geworden ist immer wieder zu behaupten, dass es vollkommen egal ist, was andere über einen denken. Aber niemandem ist es vollkommen egal. Dieses Bedürfnis hat einen Sinn und wirkt in unserer Gesellschaft auch regulierend: Wenn es jedem vollkommen egal wäre, was andere von ihm oder ihr denken, würden wir wahrscheinlich viel gemeiner miteinander umgehen. Je mehr du also für dich den Druck rausnehmen kannst, diesen „Makel“ möglichst schnell abzulegen, desto besser.
Und jetzt geht es darum, dieses Bedürfnis in einem gesunden Maße auszuleben und so dass es dich nicht an einem erfüllten Leben hindert. Nimm dir Zeit und gehe die folgenden Schritte ganz in Ruhe für dich durch:
- Gehe in dich: Wann hat das angefangen, dass du anderen gefallen wolltest und dich immer wieder gefragt hast, was andere wohl von dir denken?
- Frag dich: Warum war es in dieser Situation wichtig anderen zu gefallen? Welchen Nutzen hatte das für dich? Frag dich zum Beispiel: Was hat meine Familie von mir erwartet? Wie hätte ich sein müssen, um meinem Vater zu gefallen? Wie hätte ich sein müssen, um meiner Mutter zu gefallen?
- Verinnerliche, dass es einen triftigen Grund dafür gab, warum du die Gewohnheit aufgebaut hast, dich zu fragen, was andere von dir denken. Schließlich warst du darauf angewiesen nicht aus der Familie ausgestoßen zu werden. Nimm die jüngere Version von dir gedanklich in den Arm und gib ihr alles Mitgefühl, was du nur kannst. Nur wenn du akzeptieren kannst, dass es völlig ok ist, wie du handelst, kannst du etwas transformieren. Wenn du etwas an dir partout „weghaben“ willst, dann verhärtet sich der innerliche Konflikt nur immer weiter.
- Versuche den inneren Anteil in dir, der diese Strategie gelebt habt, zu visualisieren und rede mit ihm: „Ich danke dir für deine großartige Arbeit und deine lieben Bemühungen mich zu schützen. Aber jetzt bin ich erwachsen und inzwischen schränkt mich diese Strategie insbesondere im Bereich XY stark ein. Ich möchte mich weiter entwickeln. Du darfst jetzt loslassen. Es war bestimmt eh sehr anstrengend die ganze Zeit so aktiv zu sein…“
- Überleg dir, wie du die Eigenschaften dieses Anteils zu deinem Wohl einsetzen könntest. Jemand, der z. B. immer den Raum scannt und genau auf die Reaktionen der Menschen um sich herum achtet, ist gut darin die Bedürfnisse seiner Mitmenschen zu erahnen. Vielleicht könntest du deinen Fokus eher darauf richten und diese Eigenschaft in deinem Beruf bewusst einsetzen? Gibt es eine andere Möglichkeit?
- Gewöhne dir an deine Gedanken bewusst zu beobachten und nimm wahr, wenn du wieder in das gewohnte Verhaltensmuster reingehst. Dann ist es wieder an der Zeit deinen inneren Anteil zu erinnern, dass ihr beschlossen hattet neue Wege zu gehen – nicht sauer oder genervt werden – einfach nur liebevoll erinnern.
- Nachdem du diesen Teil in dir integriert hast, frage dich: Was macht MICH WIRKLICH aus? Wenn alle gesellschaftlichen Erwartungen wegfallen würden, was würde ich tun? Welche Werte waren mir schon als Kind wichtig nach denen ich bis heute lebe? Was lässt mein Herz höher schlagen? Wofür brenne ich?
Je mehr du dich damit beschäftigst, was dich WIRKLICH ausmacht – unabhängig von der Meinung anderer – desto näher kommst du an deinen wahren Kern. Führe dir dann vor Augen, dass das was dich im Kern ausmacht, nicht falsch sein kann – egal, ob es anderen gefällt oder nicht. Jeder hat das Recht eine Meinung zu dir oder dem was du tust zu haben. Wenn du authentisch bist, dann ziehst du genau die Leute an, die du brauchst. Und die, die das nicht gut heißen wie du wirklich bist – sie willst du nicht in deinem Leben haben. Du kannst sogar froh sein, wenn du sie dadurch aussortierst.
Falls du Unterstützung bei deinem Prozess brauchst, vereinbare gerne ein kostenloses 30-minütiges Vorabgespräch per Video-Call mit mir. Ich helfe dir gerne dich von der Meinung anderer zu lösen und deinen eigenen ganz individuellen Weg zu gehen.