Ganz plötzlich haben wir Zeit und können damit vielleicht gar nicht mehr umgehen. Von 120% müssen manche Leistungsträger plötzlich auf 0% runterbremsen. Wohin mit all der Energie und dem Tatendrang?
Wenn du dein Leben lang Leistung gebracht hast, wirst du nicht unbedingt darauf vorbereitet sein Zuhause zu sitzen und keine richtige Aufgabe mehr zu haben. Die täglichen Herausforderungen, der positive Stress, der dich zu Höchstleitungen bringt, das Summen, was dich Abends nur schlecht abschalten lässt – all das ist auf einmal weg.
Am Anfang ist es noch ganz witzig im Home Office aber du merkst, dass du das nicht lange aushalten wirst. Langsam wirst du nervös und weißt nicht, wie du die nächsten Wochen überstehen sollst. Welche Auswirkung wird der aufkommende Frust auf die Partnerschaft haben? Welche auf dein Selbstwertgefühl?
Alleine mit seinen Gedanken – nicht jeder erträgt es
In dem Roman „Jeder stirbt für sich allein“, von Hans Fallada, wird einer jüdischen Frau in der NS Zeit Unterschlupf vor der Gestapo gewährt. Den ganzen Tag über darf sie nicht aus ihrem Versteck und kann sich nur nachts kurz mit ihrem Retter unterhalten, um ihn nicht in Gefahr zu bringen. So ist sie gezwungen sich den ganzen Tag alleine zu beschäftigen ohne Ablenkungsmöglichkeiten. Die Konfrontation mit sich selbst, mit ihren innersten Gedanken, wird für sie schrecklicher als die tödliche Bedrohung durch die Gestapo.
Letztendlich verlässt sie freiwillig ihr Versteck, um sich nicht mehr alleine mit ihren Gedanken beschäftigen zu müssen und tritt ihrem sicheren Tod entgegen in die Öffentlichkeit. Alles scheint ihr in diesem Moment besser als sich selbst auszuhalten.
Mit sich und seinen Gedanken ohne Ablenkung allein zu sein und diese auszuhalten gehört für manche Menschen zu einem ihrer schlimmsten Ängste. Sie tun alles um diesen Zustand zu vermeiden.
In einem Experiment wurde Teilnehmern, die sich ohne Beschäftigungsmöglichkeiten alleine im Raum befanden angeboten einen Knopf zu drücken, mit dem sie sich selbst einen leichten Stromschlag verabreichen konnten. Alle Teilnehmer nutzen freiwillig diese Möglichkeit und fügten sich lieber Schmerz zu als die Langweile ertragen zu müssen.
Zahlreiche Studien zeigen, dass Menschen, die mit sich allein sind, deutlich häufiger zu negativen als zu positiven Gedanken neigen und vieles unternehmen, um sich nicht mit diesen Gedanken beschäftigen zu müssen. Dadurch sind sie permanent auf der Flucht vor der eigenen inneren Unruhe.
Diese Erkenntnisse können auch den Anstieg an dem Interesse an Meditationstechniken erklären. Regelmäßiges meditieren trainiert die Fähigkeit seine Gedanken bewusst zu beobachten und in eine bewusste Richtung zu steuern.
Dadurch kann ein geistiger Zustand erlernt werden in dem man sich mit seinen Gedanken auseinander setzt, ohne sich vor ihnen fürchten zu müssen.
Warum Langeweile gut ist
In einem Experiment zum Thema Langeweile hatte man die eine Hälfte der Probanden Telefonnummern aus dem Telefonbuch abschreiben lassen, damit sie nach einer Weile so richtig gelangweilt waren. Danach wurden beiden Versuchsgruppen zwei Plastikbecher gegeben. Damit sollten sie sich Möglichkeiten ausdenken, damit etwas anzustellen. Das Ergebnis: Die Gruppe, die vorher die langweilige Beschäftigung durchstehen musste, war deutlich kreativer in ihren Einfällen als die andere Versuchsgruppe.
Mehrere ähnlicher Tests zeigen, dass kurzzeitige langweilige Beschäftigungen die Kreativität erhöhen, da das Gehirn die Möglichkeit hat die Gedanken schweifen zu lassen ohne stetige Reize verarbeiten zu müssen. Immer wenn wir die Möglichkeit haben über uns selbst nachzudenken, wird die Region des Gehirns mit dem Namen „Ruhezustandsnetzwerk“ aktiviert und das reizunabhängige Denken ermöglicht.
Deswegen behaupten viele Menschen auch, sie hätten die besten Ideen unter der Dusche. Dort haben sie nichts anderes zu tun als die selben routinierten Handgriffe durchzuführen – und natürlich haben sie das Smartphone ausnahmsweise nicht dabei. Ein kurzer geistiger Leerlauf ist also rudimentär für Kreativitätsschübe.
Der Unterschied zwischen Langeweile und Entspannung: Langeweile ist ungewollte Untätigkeit, während Entspannung gewollte Untätigkeit ist. Wenn wir in unserem vollgepackten Alltag die Möglichkeit haben uns zu langweilen, sollten wir diese dankend annehmen und als Entspannung nutzen.
Langeweile entspannt aushalten – wie du dich trainieren kannst
Jetzt ist die Zeit gekommen deinen Fokus nach Innen zu legen Freundschaft mit dir selbst zu schließen. Es trägt zur persönlichen Reife bei, nicht jeden Augenblick bespaßt werden zu müssen und sich selbst genug zu sein. Wir können lernen alle, auch negative Gefühle entspannt auszuhalten, statt davor zu fliehen. Die Freiheit, die damit einhergeht ist durch kein Erfolgserlebnis der Welt aufzuwiegen.
Achte in den nächsten Tagen bewusst darauf, wann du gereizt oder schnippisch reagierst. Achte darauf, welche Gefühle die Krise in dir hochbringt. Kommen dir diese Gefühle vielleicht aus deiner Kindheit oder Jugend bekannt vor?
Statt sie an deinem Partner auszulassen, nimm dir bewusst eine Auszeit, gehe in das Nebenzimmer und setze dich hin. Spür genau in dich rein und achte darauf, wie diese innere Stimme in dir dich dazu drängt doch dies und jenes zu erledigen. Wie frustriert sie ist und wie sie durchdreht. Lerne diese Stimme kennen – deinen innerer Antreiber.
Speziell für diese Situation biete ich über Zoom ein online 1 on 1 Coaching an. Vereinbare hier ein kostenloses 30 minütiges Vorgespräch für ein Coaching, wenn dein innerer Antreiber dir keine Ruhe lässt und du Probleme hast, mit der aktuellen Situation umzugehen. Zusammen werden wir deinen inneren Antreiber kennenlernen und zusammen Frieden mit der Situation schließen.