„Ich bin gut so, wie ich bin. Ich bin gut so, wie ich bin. Ich bin gut so, wie ich bin….“,
murmelte ich vor mich hin, als ich den Satz 20 Mal in mein Journal schrieb. Ich stellte mir eine Version meiner selbst vor, die sich bedingungslos liebt und akzeptiert.
Hat die Affirmation funktioniert? Hat sie mich mit mir selbst versöhnt und mich glauben lassen, ich wäre gut so wie ich bin? Nein.
Habe ich nicht richtig an den Erfolg der Affirmation geglaubt oder etwas anderes falsch gemacht? Vielleicht.
Geklappt hätte es trotzdem nicht.
Und hier erfährst du, warum auch deine Affirmationen nicht funktionieren und was du zuerst tun solltest.
Affirmationen funktionieren nicht, weil ein innerer Anteil nicht mitmacht
Affirmationen werden in der Regel angewendet, weil etwas an uns besser werden soll. Das heißt, häufig bist du mit einem Teil von dir unzufrieden und hättest ihn gerne anders.
Gehen wir davon aus, du hältst dich für zu schüchtern und möchtest selbstbewusster werden. Was dann häufig als Strategie angewendet wird, ist sich immer wieder einzureden, dass du selbstbewusst bist. „Ich bin stark und selbstbewusst. Ich bin stark und selbstbewusst….“
Doch, was passiert dabei genau in dir? Du lehnst den schüchternen und zurückhaltenden Teil in dir ab. Was passiert, wenn wir Teile von uns ablehnen? Dieser Teil gehört genauso zu dir, wie die Teile, die du an dir gernhast. Indem du ihn zu unterdrücken versuchst, erzeugst du unterbewussten Druck gegen diesen Teil von dir.
Druck erzeugt Gegendruck.
Das heißt, dieser Teil von dir wird sich mit noch mehr Druck seinen Weg bahnen und sich nicht mehr unterdrücken lassen wollen.
Was das Resultat sein kann? Du kommst in eine Situation, in der deine schüchterne und zurückhaltende Seite so stark ausgelöst wird, dass du völlig blockierst und kein Wort mehr rausbringst. Wenn du dir dann auch noch deine „Ich bin selbstbewusst“-Affirmation aufrufst, läufst du Gefahr, alles hinschmeißen zu wollen, weil dieses Mantra dir nur vor Augen führt, wie weit du von deinem Ziel entfernt bist.
Was funktioniert also stattdessen?
Alle deine Teile annehmen wie sie sind. Ich weiß, ich weiß, das wolltest du nicht hören. Du denkst vermutlich, dass dir das weder möglich ist, noch, dass es dich weiterbringt. Hier liegt aber ein großer Schatz verborgen, den es zu entdecken gibt.
Als ich mich mit meinem inneren Kritiker auseinandergesetzt hatte, der mir immerzu einflüsterte, ich wäre nicht gut genug, wurde mir deutlich, dass er kein so mieser Typ ist, wie ich bisher dachte. Er kritisiert mich nicht fortwährend, um mich zu quälen und mir eins auszuwischen, sondern, weil er mein Bestes will.
Hört sich zu esoterisch an? Ist eigentlich ganz logisch.
Alle deine inneren Anteile sind in dir entstanden, um dich zu schützen. Es sind Überlebensstrategien, die an einem Punkt deines Lebens notwendig waren. Ob du nun als Kind immer eins mit der Schaufel drüber gekriegt hast und daraufhin den inneren Anteil „Power“ oder „Durchsetzer“ entwickelt hast, der ordentlich zurückschlägt, wenn man ihm blödkommt oder, ob du schon als Baby verstanden hattest, dass du besonders lieb gehalten wirst, wenn du lächelst und von da an den Anteil „Pleaser“ entwickelt hast – alle diese Anteile haben ihren Sinn und wollen wertgeschätzt werden.
Mache dir die Strategien deiner Kindheit bewusst
Sich diese Strategien aus der Kindheit bewusst zu machen ist ein fundamentaler Schritt auf der Reise zu einem erfüllten und bewussten Leben. Welche Strategien wendest du an? Welche Muster lassen sich bei dir immer wieder erkennen? Welche inneren Anteile haben bei dir das Sagen?
Im zweiten Schritt führe dir vor Augen, welche Vorteile diese Strategie für dich hat. Wie schützt und sorgt dieser Anteil für dich? Ist deine schüchterne und zurückhaltende Art vielleicht in manchen Situationen sehr hilfreich und bewahrt dich vor unnötigem Ärger? Erkenne das an und danke diesem Anteil von dir, dass er dich in der Vergangenheit so gut beschützt hat.
Übernimm das Steuer – du bist jetzt „in Charge“
Die Strategien aus unserer Kindheit sind nicht immer auch für uns als Erwachsene geeignet. Manche werden im Erwachsenenalter sogar hinderlich und halten uns davon ab, unser volles Potential zu entfalten. Mache dir bewusst, dass es für dich als erwachsene Frau oder als erwachsener Mann wichtig ist selbst zu entscheiden, wie du in der jeweiligen Situation vorgehst und dich nicht unbewusst von deinen Kindheitsstrategien lenken zu lassen. Du bist „in Charge“. Du entscheidest, wie viel du dich von deinem inneren Anteil lenken lässt.
Wenn du das verinnerlicht hast, dann kann eine Affirmation eine hilfreiche Erinnerung daran sein, wo du hinmöchtest. Der neue Glaubenssatz ist keine Brechstange mehr, mit der du dir den Weg zu deinem Ziel aufzubrechen versuchst, sondern ein hilfreiches Werkzeug, was dich dahin leitet, wo du hinmöchtest.
„Du musst einfach mehr glauben“ oder „die Affirmation häufiger wiederholen“ sind Ratschläge, die deine besondere Situation häufig versimplifizieren und einen „one fits all“ Ansatz anwenden. Wir sind hochkomplexe Wesen mit den unterschiedlichsten Geschichten. Was für den einen funktioniert, kann den anderen in eine Krise stürzen.
Lerne dich und deine Glaubenssätze kennen
Erst wenn du beginnst dich als besonderes Individuum kennenzulernen, deinen unbewussten Gedanken zu lauschen und zu erkennen, welche Geschichten du dir selbst erzählst, wirst du dahinter kommen, warum du es tust und welche Vorteile es hat, dir diese Geschichten zu erzählen. Selbst, wenn es so etwas ist wie „Ich bin nicht gut genug“, hatte es zu einem bestimmten Zeitpunkt deines Lebens Vorteile, dir diese Geschichte zu erzählen. Vielleicht hast du dadurch härter gearbeitet und konntest so den nicht optimalen Start, den du ins Leben hattest, ausgleichen.
Vielleicht hat deine aggressive Seite, die du so sehr ablehnst, an einem Punkt dafür gesorgt, dass du ernst genommen wurdest und man aufhörte auf dir rumzutrampeln. Sie haben alle ihren Wert.
Jetzt liegt es an dir sie liebevoll aber bestimmt zu koordinieren. Geh dafür im Alltag immer wieder in die Beobachterrolle und nimm bewusst wahr, welcher innere Anteil gerade am Steuer sitzt. Hole dir das Steuer wieder und entscheide, wie du in diesem Moment handeln willst. Deine Affirmationen können dir jetzt zu der Balance verhelfen, die du in deinem Leben brauchst. Du kannst so lernen den Teil in dir zu stärken, der bisher unterzugehen drohte.
Kontaktiere mich, wenn du Hilfe bei der Arbeit mit deinen inneren Anteilen benötigst. Im Coaching arbeiten wir die einzelnen inneren Anteile heraus und setzen dich wieder an das Steuer.