Genieße die Ruhe und spüre wie dein Stresslevel sinkt. Lasse deine Gedanken schweifen und merke wie deine Kreativität angekurbelt wird. Du musst nicht antworten und kein Gespräch führen, du kannst die Welt um dich herum beobachten und schweigen.

Alleinsein – für viele ein Zustand der geändert werden muss

Als Kinder haben wir ganz reale Ängste durchgestanden, wenn wir alleine gelassen wurden. Unser Überleben hing davon ab, dass unsere Eltern zu uns zurückkehren und uns nicht zu lange allein lassen. Als Erwachsene haben wir gelernt uns selbst zu versorgen und sind theoretisch von niemandem mehr abhängig. Dass so viele Menschen Angst vor dem Alleinsein haben zeigt, dass sie sich nicht mit sich selbst beschäftigen möchten. Sie brauchen ein Gegenüber, das ihnen mitteilt, sie wären gut so wie sie sind. Ihre Ideen und Gedanken benötigen zunächst eine Bestätigung durch ihren Gesprächspartner, das Erlebte bekommt erst durch das Teilen Bedeutung.

Wie fast alles im Leben hat das Alleinsein seine Vor- und Nachteile. Wenn die Ängste in den Vordergrund rücken, werden die Vorteile des Alleinseins schnell übersehen oder für nichtig erklärt. Dabei gibt es kaum einen anderen Zustand in dem man so viel wachsen und an sich arbeiten kann.

Wenn wir Zeit mit anderen Menschen verbringen, müssen wir ein stückweit Kompromisse eingehen. Egal ob es um die nächste Unternehmung oder das Abendessen geht: Es muss ein gemeinsamer Nenner gefunden werden, um die Zeit zusammen verbringen zu können. Alleine mit dir selbst gibt es keine Kompromisse, denn mit niemandem hast du so viele Gemeinsamkeiten wie mit dir selbst.

„Ich bin nämlich eigentlich anders, aber ich komme nur so selten dazu.“, Ödon von Horváth.

Warum fällt es uns so schwer allein zu sein? Weil es schwieriger ist, sich selbst als anderen etwas vorzumachen. Seinen Mitmenschen kann man relativ leicht vorspielen, man wäre stark und hätte alles im Griff, auch wenn man kurz vorm Zusammenbrechen steht. Es ist deutlich anstrengender das vor sich selbst zu verstecken. Also werden belanglose Unterhaltungen und sogar selbstzerstörerische Handlungen eingesetzt nur um die Auseinandersetzung mit sich selbst zu vermeiden.

Alleine sein bedeutet nicht einsam zu sein und einsam sein muss nicht allein sein bedeuten. Wir können uns mitten in einer Gruppe zum Heulen einsam fühlen. Genauso können wir das Gefühl vollkommener Erfüllung haben, wenn wir alleine sind.

Die Angst vor der Einsamkeit bringt uns dazu an hoffnungslosen Beziehungen festzuhalten oder sich nach einer Trennung direkt in die nächste Beziehung zu stürzen. Die Angst ist so stark, dass viel zu viele Abstriche gemacht werden, nur um jemanden an seiner Seite zu haben.

Dass das nicht die Lösung sein kann, wird jedoch schnell deutlich: Beziehungen gehen zu Ende und selbst wenn keiner der beiden eine Trennung fordert – früher oder später ist einer der Partner nicht mehr da. Auch wenn dieser Gedanken gerne völlig verdrängt wird, ist er dadurch nicht weniger wahr.

Es gibt keine Lösung gegen die Einsamkeit. Ständige Ablenkung wird sie nicht verdrängen können, denn selbst wenn wir uns den ganzen Tag beschäftigt halten, wird sie uns spätestens nachts vorm Einschlafen besuchen und uns mit ihrer Kälte den Schlaf rauben.

Was also tun? Die Einsamkeit annehmen so wie sie ist. Es ist das Dagegenwehren, was das Leiden verursacht.

Nimm das Gefühl an und spüre tief hinein. Wie fühlt es sich an? Spürst du Kälte oder ein Ziehen in der Brust? Mache dir bewusst, dass es völlig okay ist alleine zu sein, trotz der omnipräsenten Bilder von Paaren, Familien oder Freundesgruppen, die uns in unserer Gesellschaft umgeben. Und dann kannst du statt in Ablenkung in die Beziehung zu dir sich selbst investieren. Das Ziel sollte dabei sein in dir selbst den zuverlässigsten Partner, besten Freund und die angenehmste Begleitung zu finden.

Durch die folgenden Schritte wird die Beziehung zu dir selbst nach und nach eine bessere Qualität erhalten und dir die Angst vor der Einsamkeit nehmen.

 

Beziehungstipps mit dir selbst

Stufe 1 – verwöhne dich selbst:
Streichle dein Selbstwertgefühl, indem du dir zeigst, was du dir wert bist. Nimm dir Zeit für dich und koche ein aufwendiges, gesundes Essen samt Vorspeise und Nachtisch. Gib dir Mühe den Tisch schön zu decken und zünde Kerzen an – nur für dich! Behandele dich so, als erwartest du einen besonders wichtigen Gast und genieße das liebevolle Mahl indem du dich hinsetzt und ohne Fernseher o. Ä. mit allen Sinnen genießt.

Eine weitere Möglichkeit: Spendiere dir eine Verwöhnmassage oder veranstalte einen Spa Tag Zuhause indem du dich mit Duftbad, Gesichtsmaske, Peeling und einer ausgiebigen Mani und Pedi verwöhnst.

Was dir das bringt?
Du wertschätzt dich selbst, indem du nur für dich selbst Aufwand betreibst und diesen ohne Ablenkung entgegennimmst und genießt. Dein Selbstwertgefühl wächst und du deine Beziehung zu dir selbst wird gestärkt.

Stufe 2 – führe dich selbst aus:
Ob ein Ausflug in die Natur, ins Museum, ein Kinoabend oder ein entspannter Stadtbummel – es ist eine Sache der Übung, ob wir uns in der Öffentlichkeit allein wohl fühlen. Sehr schnell wird dir deutlich werden, dass es niemanden interessiert, dass du allein unterwegs bist.

Je mehr Aktivitäten du allein ausprobierst und Gefallen daran findest, desto freier wirst du in deiner Freizeitgestaltung. Bald wirst du alles alleine unternehmen, worauf du Lust hast, ohne dich mit jemandem absprechen zu müssen.

Du kannst bewusst wählen einen Abend ohne Gespräche zu verbringen. Dabei wirst du keine Konversation aufrecht halten müssen und dadurch mehr Entspannung erleben können. So erarbeitest du dir eine Unabhängigkeit, die ehrliche Freundschaften und Beziehungen ermöglicht, da du die Gesellschaft anderer zwar bewusst wählen kannst aber nicht darauf angewiesen bist.

Was dir das bringt?
Du lernst, dass du nicht davon abhängig bist, eine Begleitung zu finden, um etwas Schönes zu unternehmen. Du wirst freier, unabhängiger und lernst deine eigene Gesellschaft zu schätzen.

Stufe 3 – lerne etwas Neues:
Wenn du die Beziehung mit dir selbst auf die nächst höhere Stufe bringen willst, dann nimm dir Zeit für deine Entwicklung und lerne etwas Neues. Dadurch kannst du die Zeit allein sinnvoll nutzen und erarbeitest dir Fähigkeiten auf die du stolz sein wirst.

Was wolltest du schon immer lernen und bist einfach nie dazu gekommen? Etwas mit den eigenen Händen herzustellen ist sehr erfüllend und du kannst das Ergebnis deiner Arbeit hinterher bewundern und nutzen. Bestimmt wirst du nur so vor Stolz strotzen, wenn den neu gestrickten Schal oder das selbst genähte Top spazieren trägst.

Oder recherchiere drauf los und eigne dir Wissen zu dem Thema an, was dich schon immer interessiert hat. Es gibt kaum etwas Schöneres als dich in dein Herzensthema zu vertiefen und im sogenannten Flow Zustand Zeit und Raum zu vergessen, weil du so gefesselt bist.

Zudem gibt es unzählige Online Kurse in denen du von Tierkommunikation über Genitalmassage bis zu Hypnose wirklich alles lernen kannst. Noch nie war es so einfach sich neues Wissen anzueignen. Auf Youtube findest du ganze Vorlesungen der renommiertesten Universitäten der Welt an denen du jeder Zeit und von überall teilnehmen kannst.

Was dir das bringt?
Du und deine Gedanken werden für dich selbst interessanter und du kannst stolz auf deine neuen Fähigkeiten sein. Dein Selbstbewusstsein wächst und du wirst dich weniger nach Gesellschaft sehen nur der Gesellschaft willen. Du wirst wissen, dass du auch mit dir alleine einen super spannenden Tag verbringen kannst.

Stufe 4 – lerne dich selbst kennen:
Deine Beziehung zu dir selbst wird am meisten von einem intensiven Kennenlerndate profitieren. Blocke dir Zeit in deinem Kalender, schalte dein Handy aus und lerne dich kennen. Wie? Indem du dich mit deinen Gefühlen und Gedanken auseinandersetzt. Genau das, was so viele Menschen um jeden Preis zu vermeiden versuchen.

Die Intensivversion für Fortgeschrittene wäre ein Schweigeretreat. Du würdest ein Wochenende oder auch eine wesentlich längere Zeit damit verbringen zu meditieren, spazieren zu gehen und mit niemandem zu reden. Du hättest nur deine Gedanken und würdest dich mit ihnen auseinandersetzen – eine unglaublich intensive Erfahrung! Für Anfänger würde ich empfehlen mit einem Abend zu beginnen.

Setze dich bequem hin und achte auf deine Atmung. Spüre den stätigen Rhythmus, der dich dein Leben lang begleitet. Versuche deine abschweifenden Gedanken immer wieder auf den Atem zurückzuholen. Nimm bewusst wahr, in welche Richtung deine Gedanken wandern und führe sie immer wieder auf deinen Atem zurück.

Wenn deine Gedanken zurück zur Arbeit gehen, sprich in Gedanken „Arbeit“ aus und gehe zum Atem zurück. Wenn du in Erinnerungen verweilst, sage dir „Vergangenheit“ und gehe wieder zum Atem zurück. Werde dir immer wieder bewusst, was deine Gedanken machen und konzentriere dich wieder auf das Ein- und Ausatmen. Spüre wie manche Gedanken Ärger oder Freude auslösen. Der Satz „Aha, interessant!“ wird dir helfen, deine Gefühle bewusst wahrzunehmen und dich nicht von ihnen kontrollieren oder überrollen zu lassen. „Aha, interessant! Ich verspüre Ärger, wenn ich an das letzte Gespräch mit meiner Mutter denke. Es löst ein warmes Brennen in der Brust und Hitze im Gesicht aus.“ „Aha, interessant! Bei dem Gedanken an den morgigen Ausflug spüre ich ein Kribbeln im Bauch und in den Fingerspitzen.“ Spüre nach, was sonst noch Interessantes in deinem Körper vorgeht und kehre immer wieder zurück zu deiner Atmung.

Spüre den Schmerz in der Brustgegend, wenn du an vergangene Verletzungen denken musst und lasse ihn zu, statt dich abzulenken. Du wirst bald merken, dass das der einzige nachhaltige Weg ist, diese Verletzungen hinter sich zu lassen und zu verarbeiten. Beobachte dich und deine Reaktionen. Wenn du dich anfängst zu langweilen, spüre in die Langeweile hinein.

Wenn dich etwas kitzelt oder leicht zwickt, lasse es einfach zu und beobachte wie es von selbst vorbeigeht. Lerne nicht sofort zu reagieren, sondern zu beobachten.

So lassen sich mit Pausen mehrere Stunden verbringen. Diese Erfahrung solltest du regelmäßig wiederholen und du wirst merken, dass du deine Gedanken immer länger bei deinem Atem halten können wirst. Deine Gefühle werden für dich immer klarer und du wirst Frieden mit jedem einzelnen von ihnen schließen können. Du lernst dich aus dem Gedanken- und Gefühlschaos herauszuziehen und dich zu lieben wie du bist. Diese Übung bedarf viel Wiederholung, um wirklich zu fruchten. Am besten du baust regelmäßige Meditation fest in deinen Alltag ein. Stehe am Anfang 10 Minuten früher auf oder setze dich vor dem Schlafengehen hin um in dich reinzuhören. Nach und nach wirst du die Zeit dann verlängern können.

Was dir das bringt?
Unglaublich viel. Zunächst bekommt dein Gehirn regelmäßige Pausen, das ansonsten mit stätigem Informationsfluss oder andauerndem Gedankenkreisen beschäftigt ist. Deine Gefühle und Gedanken können sich ordnen. Durch Übung kannst du für längere Zeit auf deinem Atem verweilen, ohne dass deine Gedanken ständig abdriften und von einem Thema zum nächsten springen. Zudem lernst du zu verstehen, warum du so reagierst wie du es tust und kannst deine emotionalen Ausbrüche mit einem Abstand betrachten. Dadurch lernst du dich nicht von deinen Emotionen beherrschen zu lassen und deine Gedanken besser in eine konstruktive Richtung zu lenken. Deine Beziehung zu dir selbst und deine Selbstliebe wird intensiver und du merkst, dass du dich nicht vor dem Alleinsein fürchten musst, weil du da nichts ist, das dir noch Angst machen könnte. Wie ein mutiger Löwe hast du dich allem bereits gestellt.